Einundzwanzigstes Kapitel
Hoch oben am zwielichtigen Erdberg des Totenackers, jenseits des Ringelspielgaus und dort, wo der Kezman mit grauen Argusaugen über seinen Friedhof wacht, schaukelt ein Hutschpferd achtsam auf und ab. Kezman steht neben der Mähre und birgt eine rote Knute in der Hand. Schnöde wackelt er das Schaukelpferdchen in eine ungestüme Lebhaftigkeit und redet es wach. Es ist ein Karussellpferdchen, das vormals auf einer Drehscheibe abseits des Totenpfuhls tanzte und nun der feisten Gerte Kezmans hörig scheint. Als das Pferdchen schon davon zu galoppieren droht, singt der Kezman den Werkelmann aus seiner urigen Kiste: "Hoppa, hoppa, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er!" Neckisch puppert das Peitschlein des Teufelsboten an der Holzdecke des Spielmanns, der wie wach aus seiner Kiste fährt, auf das Pferdchen steigt und das schrullige Tierchen mit gezielten Hieben durch den Friedhof jagt. Der Spielmann lenkt den Gaul in Kezmans Pfuhl. Er scheint ungehalten, aber verliebt in den Gestank dieser moderigen Brühe, die das sinkende Pferdchen mit einem grünen Breimantel überzog und im Schlamm des Sumpfes festhielt. "Komm, komm, mein Pferdchen", brabbelt der Werkelmann. Doch der Gaul ersauft und stirbt dem Spielmann weg - zu dieser grillenhaften Stund'!
KEZMAN
Hoppa, hoppa, Reiter,
wenn er fällt dann schreit er!
Fällt er in den Teich,
find't ihn keiner gleich.
Fällt er in die Hecken,
fressen ihn die Schnecken,
fressen ihn die Müllermücken,
die ihn vorn und hinten zwicken.
Fällt er in den tiefen Schnee,
dann gefällt's ihm nimmermehr.
Fällt er in den Graben,
fressen ihn die Raben.
Fällt er in den Sumpf,
macht der Reiter plumps!